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Von Badehäusern, Bordellen und verseuchten Brunnen: Hygiene im Mittelalter

War das Mittelalter wirklich so dreckig, wie man sich das heute vorstellt? Klar ist: Mit dem Bevölkerungsanstieg wurde die Hygiene in den Städten zum Problem.

VERÖFFENTLICHT AM 6. JULI 2023, 08:46 MESZ
Buntes Treiben auf dem Gemälde „Die niederländischen Sprichwörter“ (1559) von Pieter Brueghel.

Buntes Treiben auf dem Gemälde „Die niederländischen Sprichwörter“ (1559) von Pieter Brueghel. Der Maler und Kupferstecher schlug die Brücke zwischen Mittelalter und Renaissance.

FOTO VON GEMEINFREI

Tierblut rinnt durch die Gassen. Es vermischt sich mit Schlachtabfällen, Fäkalien und häuslichem Unrat. Freilaufende Schweine waten hindurch, auf der Suche nach etwas Fressbarem. Ein Fenster öffnet sich. Der Inhalt eines Nachttopfs ergießt sich in die stinkende Brühe. Die spielenden Kinder vor den Häusern scheint all das kaum zu stören. Auch die umliegenden Handwerker und Viehhändler gehen unbeirrt ihren Geschäften nach.

Der Mythos vom düsteren, dreckigen Mittelalter hält sich hartnäckig. Doch entspricht er auch der damaligen Wirklichkeit? Oder ist er nicht eher Ausdruck der menschlichen Faszination für das Schaurige und Geheimnisvolle? War das Zeitalter zwischen 500 und 1.500 nach Chr. tatsächlich eine hygienische Hölle?

Die Wissenschaft bemüht sich um ein differenziertes Bild. „Aus unserem heutigen Verständnis heraus müssen wir die Hygieneverhältnisse sicher kritisch sehen“, sagt der Historiker und Archäologe Wolfram Letzner. „Es gibt aber auch viele Übertreibungen.“ Vor allem müsse man genau hinschauen, wann, wo und wie die Menschen seinerzeit lebten.

Das frühe Mittelalter roch nach Landluft

Im frühen Mittelalter hatten die Städte vielerorts eher Züge einer lockeren Siedlung. Sie waren noch nicht sonderlich eng gebaut, die Einwohnerzahlen waren gering. So konnten die Menschen innerhalb der Stadtmauern sogar Vieh halten, ohne dass es zu schwerwiegenden hygienischen Komplikationen kam. Der Dung wurde als Dünger weiterverwendet. Das Einsammeln galt als lukratives Geschäft. Und so roch es vermutlich auch im frühen Mittelalter: „Nach Landwirtschaft“, sagt Letzner. 

Im Laufe der Jahrhunderte änderten sich die städtischen Strukturen im Zuge des Bevölkerungswachstums. Die Frei- und Grünflächen schrumpften, es wurde dichter gebaut. Für Mensch und Vieh blieb immer weniger Platz, der Mist landete öfter auf der Straße. Damit verschlechterten sich die hygienischen Verhältnisse in der Stadt. Aufgrund der zunehmend beengten Verhältnisse standen die Städte vor ganz anderen Herausforderungen als die Landbevölkerung. Im späteren Mittelalter versuchte man den Schmutz durch Verordnungen zur Reinhaltung von Straßen sowie durch den Bau von Kanalisation, Schlachthäusern und gepflasterten Gassen einzudämmen.

Letzner betont: „Es gab extrem dreckige Stadtquartiere und andere, die vergleichsweise sauber waren.“ Das hing auch vom Gewerbe ab. Das „schmutzige Handwerk“, darunter Metzger und Gerber, arbeitete vor allem in den ärmeren Stadtteilen, was die ohnehin prekäre hygienische Situation dort zusätzlich verschärfte. Eine Müllabfuhr gab es nicht. All das lockte natürlich Ungeziefer und Ratten an – die Überträger der Pest.

Galerie: Wie die Menschheit die Pest besiegte

Badehäuser mit Bordellbetrieb

In den mehr schlecht als recht zusammengeschusterten Häusern der ärmeren Bevölkerung sah es vermutlich kaum besser aus. Guter Raum war schon damals teuer. Eine vielköpfige Familie musste sich wohl meist mit einer einzigen Stube begnügen, feuchte Böden und Wände inklusive. Und so fiel es schwer, die eigene Behausung sauber zu halten. Auch frisches Wasser wurde mit dem Wachstum der Städte zur Mangelware. „Einfache Leute besaßen in der Regel keinen eigenen Brunnen“, erklärt Letzner. Also mussten sie sich an den öffentlichen Wasserstellen bedienen.

Die Behauptung, dass sich die Menschen kaum wuschen, stimmt allerdings wohl nicht. Für die körperliche Reinigung gab es unter anderem öffentliche Badehäuser. Sicher bekam nicht jeder Gast frisches Wasser. Und natürlich konnten sich nicht alle Leute das Vergnügen leisten. Dennoch etablierte sich im Laufe des Mittelalters eine regelrechte Badehauskultur – was vermutlich auch damit zusammenhing, dass viele der Einrichtungen gleichzeitig Bordelle waren.

Toiletten gab es allerdings nicht. Stattdessen verrichteten die Menschen ihre Notdurft hinter dem nächsten Busch oder auf der Straße, in speziellen Grubenschächten oder in sogenannten Ehgräben – offenen Kloaken zwischen den Häusern. Statt Toilettenpapier benutzten sie Stroh, Heu oder im besten Fall getrocknetes Moos. Meist dienten die Latrinen auch als allgemeine Abfallgruben. Oft lagen sie in unmittelbarer Nähe der Brunnen – was die hygienische Situation sicher nicht verbesserte. So konnten die verseuchten Abwässer leicht ins Trinkwasser gelangen. 

Szene aus einem mittelalterlichen Badehaus. (Valerius Maximus, um 1470)

Szene aus einem Badehaus. (Valerius Maximus, um 1470)

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Beheizte Bäder in Burgen und Klöstern

Privilegierte Bevölkerungsschichten wie Adel, reiche Bürger und höherer Klerus hatten es da um einiges angenehmer. In mancher Burg erfreute man sich an großzügigen Bädern mit warmem Wasser und Wannen aus Holz oder Stein. Ähnlich privilegiert lebte der wohlhabende Klerus. „Im Kloster Maulbronn gab es zum Beispiel beheizte Badeanlagen“, sagt Letzner. 

Auch der Toilettengang gestaltete sich vergleichsweise komfortabel – zum Beispiel, wenn man auf einer Hochburg lebte. An den Mauern prangten nach unten offene Aborterker, von denen aus die Exkremente geradewegs in den Burggraben rauschten. 

Damit waren die mittelalterlichen Herrscher den Regenten der frühen Neuzeit übrigens um einiges voraus. Ausgerechnet jene Monarchen des 16. und 17. Jahrhunderts, die dem Mittelalter Rückständigkeit vorwarfen, nahmen es nämlich mit der Hygiene nicht so genau. Waschen galt plötzlich als verpönt. Und auch beim Toilettengang herrschten ungewöhnliche Sitten. Am Hof von Louis XIV. in Versailles beispielsweise gab es zwar mehr als 1.250 beheizbare Zimmer und auch sonst alles im Überfluss – nur keine Toiletten.

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