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cultură şi spiritualitate

Frauen leiden, Männer lügen

Von Claudia Kramatschek

    
Eine Frau protestiert vor dem Pariser Eifelturm (picture alliance / dpa / Etienne Laurent)
Shumona Sinha beschreibt in ihrem Roman einen Kampf der Geschlechter, in dem die Frauen unterdrückt werden. (picture alliance / dpa / Etienne Laurent)

In Shumona Sinhas Roman „Erschlagt die Armen!“ rastet eine Frau aus. Die Migrantin rebelliert gegen das französische Asylsystem, vor allem aber gegen die Übermacht der Männer in Frankreich und anderswo. In dem Buch heißt es, die Erde sei „eine Muttersau, die ihre zahlreichen Ferkel nicht mehr ernähren kann“.

In einem Pariser Gefängnis sitzt eine junge Frau in Untersuchungshaft: In der Nacht zuvor hat sie in der Métro einem Migranten eine Weinflasche über den Kopf gehauen. Nun wird sie vernommen und versucht nicht zuletzt sich selbst zu erklären, wie es dazu kommen konnte. Einige Jahre zuvor ist sie selbst als Einwanderin nach Paris gekommen, wo sie inzwischen als Dolmetscherin in einer Asylbehörde tätig ist.

Was wie ein gesellschaftlicher Aufstieg anmutet angesichts des knallharten Überlebenskampfes, den alle Migranten ausfechten müssen, entpuppt sich allerdings in den Rückblenden ihrer Erzählung als vergebliche Flucht nach vorne: Das menschliche und seelische Elend, dem sie zu entkommen suchte, holt sie ein in Form der Geschichten, die sie alltäglich zu übersetzen hat.

Gesetze, die Lügen erfordern

Die Fabeln und Lügen aus dem Munde der Männer machen sie mit jedem Tag wütender; die Wunden und Verletzungen der Frauen dagegen mit jedem Tag verletzbarer. Um sich selbst zu vergessen, hat sie anonymen Sex mit Fremden. Und dann kommt der Tag, an dem endgültig alles aus den Fugen gerät: In der überfüllten U-Bahn rempelt sie aus Versehen einen Mann an – auch er ist ein Immigrant. Er kennt sie nicht, aber in ihr erkennt er sich selbst: einen Menschen, der gleichermaßen entfremdet ist von der Heimat wie von sich selbst. Um ihre brüchige Identität zu verteidigen, bleibt beiden nur der Angriff.

Was diesen Roman so provokant macht, ist nicht nur die Sprache seiner Autorin, die 1973 selbst in Kalkutta zur Welt kam, seit 2001 in Paris beheimatet ist und wie ihre Ich-Erzählerin in einer Migrationsbehörde tätig war, bis sie dort wegen ihres Romans entlassen wurde: Diese Sprache ist einerseits von expressionistischer Kraft, an anderen Stellen verliebt in das eigene Wortspiel.

Doch Shumona Sinha greift auch zu drastischen Bilden und Vergleichen und scheut sich nicht, ihrem Überdruss am Asylsystem und dem Umgang mit den Menschen, die Asyl oder eine neue Heimat suchen, Ausdruck zu geben: die Unmenschlichkeit der Gesetze, die genau jene Lügen erfordern, die den Immigranten vorgeworfen werden; die Gutmenschen, die ihr schlechtes Gewissen aufpolieren – die Frauen „Avatare von Mutter Teresa“.

Die Philosophie des Unterleibs 

Was diesen Roman zugleich sehr französisch macht, ist nicht nur sein Titel, der auf ein gleichnamiges Gedicht von Charles Baudelaire verweist. Es ist vielmehr die Philosophie des Unterleibs, die dem Roman eine brisante Note verleiht: Die Stadt wird als weiblicher Schlund imaginiert; die Erde ist „eine Muttersau, die ihre zahlreichen Ferkel nicht mehr ernähren kann“ und ertragen muss, dass Männer in ihr „Wurzeln schlugen, die sie nicht liebten, aber begehrten“.

Noch die Ich-Erzählerin selbst ringt einen Kampf der Geschlechter mit eben jenen Männern, die nicht ertragen, dass eine Frau ihren Geschichten Stimme verleiht. „Erschlagt die Armen!“ ist insofern nicht allein ein Buch des Zorns und der Anklage, sondern auch rebellischer Ausdruck eines weiblichen Aufbegehrens gegen die Übermacht der Männer.

Shumona Sinha: Erschlagt die Armen!
Aus dem Französischen übersetzt von Lena Müller
Edition Nautilus, Hamburg 2015
127 Seiten. 14,99 Euro

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