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Dževad Karahasan: „Tagebuch der Übersiedlung“

Das Ende des Miteinanders

Von Ursula März

Cover des Buchs "Tagebuch der Übersiedlung“ von Dževad Karahasan. (Deutschlandradio / Suhrkamp)
Voller gedanklicher Originalität: Dževad Karahasans „Tagebuch der Übersiedlung“ (Deutschlandradio / Suhrkamp)

Bei der Belagerung Sarajevos starben Tausende von Menschen. Mit einem Buch über die entsetzlichen Ereignisse wurde Dževad Karahasan in den 1990er-Jahren weltberühmt. Nun erscheint das „Tagebuch der Übersiedlung“ neu übersetzt und in erweiterter Form.

Keine andere Stadt wurde im 20. Jahrhundert länger belagert und eingekesselt als Sarajevo. Vom April 1992 bis zum Februar 1996 schnitten Armeen der bosnischen Serben die Einwohner von Wasser, Strom und Nahrung ab, bombardierten Wohnhäuser und öffentliche Gebäude.

Mindestens 11.000 Menschen mussten sterben. Und noch etwas Anderes, schreibt der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan in seinem Essayband „Tagebuch der Übersiedlung“, kam ums Leben: die Realutopie einer Stadt, in der die Angehörigen von vier monotheistischen Religionen – Muslime, Juden, Katholiken und Orthodoxe – einträchtig mit- und nebeneinander lebten, beziehungsweise gelebt hatten. Den serbischen Belagerern sei es nicht nur darum gegangen, die Stadt materiell zu zerstören, sondern vor allem darum, sie als Symbol dieser Vielheit zu vernichten.

Granatsplitter im Bücherschrank

Karahasan gelang 1993 die Flucht aus Sarajewo, er hatte die Belagerung zuvor am eigenen Leib erfahren. Er verbrachte Nächte in Schutzkellern, er sah, wie ein Granatsplitter in seinen Bücherschrank einschlug und die Werke Gottfried Kellers und Nadeschda Mandelstams zerfetzte.

Hier geht es zur Denkfabrik 2021. Auf der Suche nach dem Wir. (Foto: Deutschlandradio / Malte Müller)

Er versuchte zu verstehen, wie es sein kann, dass eine Mutter weint, weil ihre Kinder bei ihr sind. Es war ihr nicht gelungen, sie aus der Stadt zu schleusen.

Er konnte den Neid nachempfinden, den Nachbarn gegenüber einem Mann hegten, der in der Warteschlange für ein wenig Wasser plötzlich niedersank und verstarb. Sie waren neidisch auf den friedlichen, gewaltlosen Tod. 

Und Dževad Karahasan erlebte die Visite eines französischen Intellektuellen, der nach einem langen Gespräch mit dem bosnischen Kollegen gekränkt davonzog, weil dieser nicht an Hunger, Kälte und Todesangst so litt, wie es der Besucher erwartet hatte und aus westlicher Sicht für angemessen hielt.

Eine Stadt als Metapher der Zerbrechlichkeit

Was ihn aber mehr als alles andere leiden ließ, erklärt Karahasan, war der Anblick der niederbrennenden bosnischen Nationalbibliothek Sarajevos am 25. August 1992. Die serbischen Truppen hatten sie gezielt unter Beschuss genommen. In diesem Moment habe sich die Geschichte, die in Büchern und unersetzbaren Schriften dokumentierte Kultur seiner Stadt, in ein Phantasma verwandelt. Sie sei gleichsam in die Erinnerung übergesiedelt.

„Tagebuch der Übersiedlung“ erschien unter einem anderen Titel, in anderer Übersetzung und um zwei Prosaskizzen kürzer bereits 1993 auf Deutsch. Das Buch machte den 1953 geborenen Autor damals in kurzer Zeit weltberühmt. Es wurde zu Recht als tagesaktuelle Chronik eines der entsetzlichsten Ereignisse des Bosnienkrieges aufgenommen.

Doch Karahasans gedankliche Originalität, seine Mischung aus abstrakter Reflexion und konkret-detaillierter Alltagsschilderung, gewinnt sogar noch durch den zeitlichen Abstand. Er lässt das Beispielhafte Sarajevos hervortreten und zeigt die Stadt als Metapher der Zerbrechlichkeit ethnischer und kultureller Diversität heutiger Gesellschaften.

Dževad Karahasan: „Tagebuch der Übersiedlung“
Aus dem Bosnischen von Katharina Wolf-Grießhaber
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
218 Seiten, 24 Euro

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