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Wie man ein Paradies namens Denken findet

Veröffentlicht am 04.03.2016 | Lesedauer: 4 Minuten
Einer der letzten Meisterdenker seiner Generation: George Steiner, 1929 geboren in ParisEiner der letzten Meisterdenker seiner Generation: George Steiner, 1929 geboren in Paris

Einer der letzten Meisterdenker seiner Generation: George Steiner, 1929 geboren in Paris
Quelle: akg images/picture alliance


Eigentlich sollte er eine Reportage über den Vater der Atombombe schreiben. Dann wurde George Steiner Fellow in Princeton. Und begann eine intellektuelle Karriere, die einen bis heute staunen lässt.

Es ist eine Welt, die man sich heute kaum noch denken kann, Princeton, frühe Fünfzigerjahre: Ein Mann Anfang zwanzig, aus einer jüdischen Großbürgerfamilie, die sich gerade noch aus Wien über Paris nach New York hatte retten können, betritt den Campus. Er hat Literatur, Mathematik und Physik studiert und ist in drei Sprachen aufgewachsen, liebt die Antike.

Der „Economist“ hat ihn für eine Reportage beauftragt: Er soll hier am Institute for Advanced Studies den Physiker Robert Oppenheimer treffen, der als Vater der Atombombe gilt. Oppenheimer aber versetzt den jungen Mann, der daraufhin spontan mit dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky und dem Hellenisten Harold Cherniss zum Lunch geht. Die Runde diskutiert laut über eine Stelle bei Platon, der junge Mann redet enthusiastisch, wild, er lebt zwischen Buchstaben und in Gedanken. Oppenheimer, der sich unbemerkt an den Nebentisch gesetzt hat, dreht sich um und sagt: „Werden Sie Fellow bei uns!“

Die alte Welt des Geistes

Die Welt des Geistes, in der George Steiner zu dem wurde, der er heute ist, war eine einzigartige: in ihr verbanden sich kontinentaleuropäische Sensibilitäten für Metaphysik, Sinn und Bedeutung mit englischer Empiriestrenge und analytischer Skepsis; Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler, vor allem aber die Exilanten prägten sie. Es ist eine Welt zwischen den Welten.



Nach dem Tod von Lord Weidenfeld Ende Januar ist nun George Steiner, 1929 geboren, einer ihrer letzten Vertreter – aus geisteswissenschaftlicher Perspektive betrachtet ist er wohl auch einer der wenigen noch lebenden Meisterdenker des zwanzigsten Jahrhunderts, zu denen er vor allem wegen „After Babel“ von 1975 zählt, einem Werk, das die Philosophie der Übersetzung von der Romantik in eine zeitgemäße Hermeneutik wandte.

Dass diese Welt allmählich versinkt, aber niemals zu vergessen ist, daran erinnert nun ein schmales Buch, das nicht mehr enthält als ein wohlkomponiertes Gespräch zwischen Steiner und Laure Adler, einer französischen Kulturjournalistin.

Eine intellektuelle Homestory?

Wer Steiner kennt, wird sich ihm vielleicht zunächst skeptisch nähern: Der Denker ist zwar ein elegant charmanter, geschliffener Gesprächspartner alter Schule – aber wie lässt sich der Charakter seines Denkens, das ja immer auch die Physiognomie der Denkbewegung selbst mitzeichnen will, in einer Unterhaltung abbilden; ist das eine intellektuelle Homestory? Nein. Das Buch entfaltet sich in zwei Dimensionen.

STEINER! STEINER! REGEN SIE SICH NICHT AUF. MARTIN WAR DER GRÖSSTE UNTER DEN DENKERN UND DER ENGSTIRNIGSTE UNTER DEN MENSCHEN
HANS GEORG GADAMER ZU GEORGE STEINER,Über Martin Heidegger

Zunächst schafft es kurze Einblicke in die Steinerschen Lebensthemen, also Übersetzungstheorie, Sprachmagie, Judaismus, Zionismus, England, Amerika, Kafka, Celan, Nabokov, unterbrochen von Anekdoten über Enkel, Computer und Hunde – oder die von einen Streit über Heidegger, bei dem er sich fast mit Ernst Nolte prügelte, nur Hans-Georg Gadamer konnte ihn zurückhalten mit den Worten: „Steiner! Steiner! Regen Sie sich nicht auf. Martin war der Größte unter den Denkern und der Engstirnigste unter den Menschen.“

Eine „exzellente Analyse“ sei das gewesen, sagt Steiner, „die nichts rechtfertigt, aber gewiss der Wahrheit entspricht“.

Aber Steiner wäre nicht Steiner, würden sich diese prägnanten Partikel nicht noch auf etwas Weiterführendes beziehen. Und so kann man das Buch, das immer um das Motiv Logos als Signum einer Geisteselite kreist, auch wie eine Aufforderung des alten Denkers verstehen: zum Rückzug seine Welt.

Henry James sprach vom „real thing“

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Sich ins Denken bewegen hat bei Steiner nichts Stilles, Weltabgewandtes, Statisches – im Gegenteil, Denken bedeutet Erfahrung, Entdecken, Erstaunen; es ist ein zweites Leben im wirklichen. Steiner, das wird im Gespräch überdeutlich, ist keiner, der sich mit Intellektualismen wohlfühlt; seine unerschöpfliche Liebe zum Wort, zu den Schichten von Gedanken, die sich dahinter verbergen, ist immer lebendig, wohl auch deswegen, weil er sie mit der an Empirie aufgeladenen Skepsis des Naturwissenschaftlers verband.

Nein, sagt Steiner an einer Stelle über Shakespeare, am besten interpretierten ihn nicht die Professoren, sondern die Schauspieler, die ihn spielten.

Ob er etwas bereue, fragt Adler Steiner am Schluss. Er sei einmal nah dran gewesen, professionell Schach spielen zu können, entgegnet Steiner. Es habe den „Rausch des Absoluten“ gesucht, wie der Alpinist, der über seine Kräfte hinausgeht oder der Tiefseetaucher; „das, was Henry James the real thing nennt“. George Steiner hat ihn schließlich zwischen den Worten gefunden. Und auch das erhellt das Buch: Das Denken ist ein Ort, der sich vom Paradies nur dadurch unterscheidet, dass er auch auf dieser Welt zugänglich ist.

George Steiner: „Ein langer Samstag. Ein Gespräch mit Laure Adler.“ Aus dem Französischen von Nicolaus Bornhorn. Hoffmann und Campe, Hamburg. 159 Seiten, 15,99 €.

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