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Jüdisch, jazzverliebt und seit 1933 vergessen

Von Albrecht Dümling

    
Eine junge Band von jungen Männern spielen Saxophone, Geige und Schlagwerk auf einem Foto in shhwarz-weiß.  (IMAGO / Everett Collection)
Jazzige Vorbilder: Bernhard Sekles orientierte sich an US-Musikern wie Rudy Vallee and His Connecticut Yankees (hier im Jahr 1929). (IMAGO / Everett Collection)

Zu Unrecht vergessen: Bernhard Sekles hatte am Frankfurter Hoch’schen Konservatorium berühmte Schüler wie Theodor W. Adorno oder Paul Hindemith. 1928 gründete er die erste Jazzklasse Europas.

1872 in Frankfurt am Main geboren, hatte Bernhard Sekles in seiner Geburtsstadt am Hoch’schen Konservatorium studiert: Komposition bei Iwan Knorr, der auch Hans Pfitzner unterrichtete, und Instrumentation bei Engelbert Humperdinck. Nach ersten Erfahrungen als Kapellmeister in Heidelberg und Mainz kehrte Sekles schon 1896 ans Hoch‘sche Konservatorium zurück, wo er nun selbst Musiktheorie unterrichtete.

Fasziniert vom Osten

Sekles zeigte als Komponist eine Vorliebe für exotische Stoffe, für Textvorlagen aus China und dem Orient. Er näherte sich dabei in reichen Orchesterfarben dem Impressionismus an. Beispiele dafür sind seine Oper „Schahrazade“, die 1917 am Nationaltheater Mannheim aufgeführt wurde.

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Schönen Klangsinn zeigte der Komponist auch in seinen 1923 uraufgeführten „Gesichte – Phantastischen Miniaturen für kleines Orchester“. Adorno nannte sie „fast bekenntnismäßige Stücke von intimer Knappheit“.

Noch wichtiger als der Komponist war im Rückblick der Pädagoge Sekles, vor allem der Kompositionslehrer. Im Unterricht analysierte er am Flügel sitzend Meisterwerke der Klassik. Noch lieber schuf er zusammen mit seinen Schülern neue Stücke.

Einer seiner begabtesten Schüler war der aus Worms stammende Rudi Stephan, der als 18-Jähriger bei Sekles Unterricht in Harmonielehre und Klavierspiel erhielt. Bereits ein Jahr später wechselte Stephan nach München zu Rudolf Louis, wo 1911 erstmals eines seiner Orchesterwerke zur öffentlichen Aufführung kam.

Begabte Schüler

Gleichzeitig mit Rudi Stephan hat Sekles den fünf Jahre älteren jüdischen Kantorensohn Max Kowalski unterrichtet. Bekannt wurde seine Vertonung von zwölf Gedichten der Sammlung „Pierrot lunaire“ von Albert Giraud, die gleichzeitig auch Arnold Schönberg inspiriert hatte. Der größte Unterschied zu seinem berühmteren Kollegen ist das Festhalten an der Tonalität.

Im gleichen Jahr kam der 16-jährige Ottmar Gerster als Privatschüler zu Sekles. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Militär einberufen, danach aber kehrte Gerster zu Sekles zurück und schloss 1920 bei ihm sein Musikstudium ab. Das Gesellenstück war sein Streichquartett D-Dur. Gerster wurde später ein vielgespielter Komponist. 

1965 sitzt der ältere Komponist an einem Flügel. (picture-alliance / dpa | ADN)Ottmar Gerster war Geiger und Bratschist und komponierte auch am Klavier. (picture-alliance / dpa | ADN)

Bei Sekles war Gerster dem zwei Jahre älteren Paul Hindemith begegnet. Dieser hatte zuvor die Kompositionsklasse von Arnold Mendelssohn besucht. Als Mendelssohn jedoch 1912 erkrankte, wechselte Hindemith zu Sekles. Dieser erkannte das Talent seines Schülers Hindemith und vermittelte ihm das kompositorische Handwerkszeug. 

Von der Geige zur Komposition

Über die Fortschritte des Schülers war Sekles besonders erfreut. Während sich Paul Hindemith in seinen ersten Studienjahren am Hoch’schen Konservatorium auf den Geigenunterricht konzentriert hatte, widmete er sich bald immer stärker dem Komponieren. 1915 vollendete er ein Streichquartett, das mit dem Mendelssohn-Preis ausgezeichnet wurde. Im Frühjahr 1917 beendete Hindemith sein Studium. 

Zu den weiteren Kompositionsschülern, die nach 1920 zu Sekles kamen, gehören Erich Itor Kahn und Theodor W. Adorno, der bei ihm sein musiktheoretisches Handwerk erlernte. In einem Artikel zu Sekles‘ 50. Geburtstag lobte Adorno 1922 dessen neue Oper „Hochzeit des Faun“ als bedeutsame Station auf dem Weg zur Neuerfüllung der Gattung. 

Reformen und Neugründungen 

Ein Jahr nach seinem 50. Geburtstag übernahm Sekles zusammen mit dem Geiger Fritz Bassermann die Leitung des Hoch’schen Konservatoriums. Es war eine schwierige Zeit, da das Stiftungskapital in Folge der Inflation zusammengeschmolzen war. 1924 wurde Sekles alleiniger Direktor des Konservatoriums und initiierte in dieser Funktion trotz der schwierigen Finanzlage bedeutende Reformen.

So brachte er das Hochschulorchester zu neuer Blüte und ließ es unter Gastdirigenten wie Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber spielen. Er richtete eine Dirigentenklasse und eine Opernschule ein, die mit den Städtischen Bühnen Frankfurt kooperierte. Zu den Neugründungen gehörte auch ein Privatmusiklehrerseminar, dessen Absolventen bald hohes Ansehen genossen. 

Leo Kestenberg, der auch für Frankfurt zuständige Musikreferent im preußischen Wissenschaftsministerium, wollte das private Hoch’sche Konservatorium unter neuer Leitung in eine staatliche Hochschule verwandeln. Furtwänglers energische Fürsprache dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass Sekles seine Direktorenstelle behalten und das Hoch’sche Konservatorium als private Einrichtung weiterexistieren durfte. Erst 1938 wurde in Frankfurt eine staatliche Musikhochschule eingerichtet.

Die erste Jazz-Klasse Europas 

Die prominente Rolle des Rhythmus und der Einfluss der Modetänze auf das Musikleben der 1920er-Jahre war Sekles nicht entgangen. Allenthalben begeisterten sich Schüler und Studenten für synkopische Rhythmen und versuchten, diese nachzuspielen. Dies brachte Sekles auf die Idee, am Hoch‘schen Konservatorium eine Jazzklasse einzurichten.

Trotz des Widerstands wurde die Frankfurter Jazzklasse im Januar 1928 eröffnet. Es war überhaupt die erste Jazzklasse an einem europäischen Musikinstitut. Zu ihrem Leiter wurde der 1905 in Budapest geborene Mátyás Seiber ernannt. Zuletzt war dieser als Mitglied einer Bordkapelle auf einem großen Schiff der Hamburg-Amerika-Linie mehrfach in New York gewesen.

Unterricht am Grammophon

Zusammen mit Sekles entwickelte der gerade 22-jährige Musiker Seiber einen Lehrplan für die neue Jazzklasse. Der Unterricht auf den typischen Instrumenten Schlagzeug, Saxofon, Banjo, Trompete und Posaune sollte durch eine Orchesterschule, Kurse für Jazzinstrumentation und Ensemblespiel ergänzt werden.

In Seibers Klasse hörte man aktuelle Jazzplatten genau an, analysierte die Musiknummern und übertrug sie in Noten, um sie dann selbst spielen zu können. Die Ergebnisse wurden in Hochschulkonzerten der Öffentlichkeit präsentiert.

Im November 1932 brachte die „Frankfurter Zeitung“ einen Artikel über die Jazzklasse des Konservatoriums. In dem Artikel hieß es, fast alle Studenten der Klasse seien schon als Musiker berufstätig. Eine Illustration zeigte die um einen Grammophonapparat versammelten Studenten.

Entlassung und Hausverbot

Nur drei Monate nach der Veröffentlichung dieses Zeitungsartikels war Adolf Hitler deutscher Reichskanzler. Für ihn und seine neue Regierung galt der Jazz als „volksfremd“. Die Frankfurter Jazzklasse wurde sofort geschlossen.

Sekles, der diese als Direktor des Hoch’schen Konservatoriums initiiert und ermöglicht hatte, wurde ebenso wie alle anderen jüdischen Lehrkräfte entlassen. Außerdem wurde gegen ihn 1933 ein sofortiges Hausverbot ausgesprochen.

Die abrupte Beendigung seiner Berufstätigkeit führte zu einer rapiden Verschlechterung seiner Gesundheit. Er kam in ein jüdisches Altersheim, wo er im Dezember 1934 im Alter von 62 Jahren starb. Seine Werke durften öffentlich nicht mehr gespielt werden. Der Komponist und Konservatoriumsdirektor Bernhard Sekles geriet in Vergessenheit.

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