cultură şi spiritualitate
Rekonstruktion eines berittenen Awaren-Kriegers in Rüstung (Déri Museum, Debrecen).
Bekannt sind die Awaren heute hauptsächlich aus den Aufzeichnungen der Byzantiner, die sich schon damals fragten: Woher kommt dieses unbekannte Reitervolk? Heute weiß man: Die Awaren waren Nomaden, die aus Zentralasien nach Europa migrierten und dort schnell als mächtige Krieger bekannt wurden. Ihr Reich, das sie im 6. Jahrhundert im Pannonischen Tiefland – dem sogenannten Karpatenbecken – aufbauten, hielt sich über 200 Jahre. Doch wo genau die Awaren ihren Ursprung haben und wie ihre Reise nach Europa verlief, wurde lange von Historikern diskutiert.
Eine neue Studie eines multidisziplinären Forscherteams um Erstautor Guido Gnecchi-Ruscone aus der Abteilung für Archäogenetik des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte bringt nun Licht ins Dunkel. Um die Geschichte der Awaren genau zurückverfolgen zu können, untersuchten die Forschenden die Genom-Daten von 66 Individuen, die vor und während der Awaren-Zeit in der Region des Karpatenbeckens gelebt hatten. Darunter waren auch die Genom-Daten von Individuen aus den bedeutendsten und reichsten Awaren-Grabstätten, die bisher gefunden wurden.
Das Ergebnis war die Rekonstruktion einer transeurasischen Migrationsgeschichte – mit Ursprung in einer bestimmten, weit entfernten Region in Ost-Zentralasien. „Es handelt sich hierbei um die schnellste bisher rekonstruierte Fernmigration der Menschheitsgeschichte“, so Co-Autor Choongwon Jeong.
Albrecht Altdorfers Gemälde „Sieg Karls des Großen über die Awaren bei Regensburg" aus dem Jahr 1518. Den Krieg gegen die Waren eröffnete Karl der Große 791 und läutete so schlussendlich den Untergang des Volkes ein.
Trotz ihrer großen Bedeutung in der Geschichte Mittel- und Osteuropas zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert, sind die Awaren heute weitaus weniger bekannt als andere Reitervölker wie die Hunnen oder die Mongolen – vermutlich auch, weil große Teile ihrer Herkunftsgeschichte lange unklar waren. „In unserer Studie sind wir einem 1.400 Jahre alten Rätsel auf der Spur: Wer waren die awarischen Eliten, die mehr als 200 Jahre lang das Gebiet des heutigen Ungarn, Rumänien, der Slowakei, Österreich, Kroatien und Serbien beherrschten?“, fragt Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, der an der Studie beteiligt war.
Die Awaren selber hinterließen keine Aufzeichnungen, sodass die meisten schriftlichen Informationen über sie von fränkischen oder byzantinischen Chronisten stammen. Zusätzliche Informationen liefern vor allem archäologische Funde. So wurden in ihren Gräbern und Stätten aufwendige künstlerische Bronzegüsse sowie Pfeile, Schwerter und Pferdegeschirr gefunden. In Kombination mit den ersten genomweiten Daten konnte das Studienteam nun erstmals Lücken in der Geschichte der Awaren füllen.
„Wenn wir die archäogenetischen Ergebnisse in den historischen Kontext bringen, können wir den Zeitpunkt der Awaren-Wanderung eingrenzen“, sagt Co-Autor Choongwon Jeong. Klar ist nun: Die Migration der Awaren verlief außerordentlich schnell. „Sie legten in wenigen Jahren mehr als 5.000 Kilometer zurück – von der Mongolei bis zum Kaukasus – und ließen sich weitere zehn Jahre später im heutigen Ungarn nieder“, so Jeong.
Die ostasiatische Abstammung der Awaren konnten die Forschenden mithilfe der Individuen mehrerer Fundstätten innerhalb des Kernsiedlungsgebiets im heutigen Ungarn nachweisen. „Unsere Ergebnisse liefern solide genetische Belege für die nordostasiatische Abstammung der awarischen Elite in der Kernregion des Awarenreichs“, heißt es in der Studie. Auch eine Veränderung in der DNA der Awaren im Laufe der Zeit konnten die Forschenden feststellen: „In der späten Awarenzeit beobachten wir bei der Elite im Awaren-Kerngebiet eine Verschiebung hin zu einer gemischten Abstammung.“
Für die Forschenden sind diese Ergebnisse vor allem ein Beweis für die schnelle und besonders lange Migration der Awaren. „Die herausragende genetische Variabilität im frühmittelalterlichen Karpatenbecken liefert eindeutige Beweise für transeurasische Fernwanderungen“, heißt es in der Studie.
Auch ein weiteres Migrationsereignis nach dem 6. Jahrhundert halten die Forschenden für möglich. „Weitere 20 bis 30 Prozent des Erbguts der Awaren-Elite des 7. Jahrhunderts deuten auf eine zusätzliche nicht-lokale Abstammung hin“, so Erstautor Guido Gnecchi-Ruscone. Diese weiteren Lücken in der Awaren-Geschichte gilt es wohl als nächstes zu beantworten.
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Creat de altmariusclassic Dec 23, 2020 at 11:45am. Actualizat ultima dată de altmariusclassic Ian 24, 2021.
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