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cultură şi spiritualitate

EL DORADO

Am Anfang steht nur ein Gerücht: Irgendwo in der Neuen Welt soll es ein Land geben, in dem Gold so gewöhnlich ist wie in Europa Holz oder Eisen. 1533 erbeutet der Konquistador Francisco Pizarro bei den Inka tatsächlich unermessliche Schätze. Daraufhin machen sich Hunderte Glücksritter auf, um "El Dorado" zu finden - darunter auch mehrere Deutsche

Die Legende vom Goldreich

Für die Ureinwohner Südamerikas besitzt Gold vor allem rituellen Wert. Wie diese Totenmaske, die das Antlitz des Verschiedenen unsterblich machen soll, haben fast alle Geschmeide eine symbolische Bedeutung. Die Indios verarbeiten zumeist deshalb Gold, weil es glänzt wie die Leben spendende, von ihnen als göttlich verehrte Sonne


Der Häuptling, den die Bewohner dieses Dorfes am Fuß der Anden Waikiry nennen, sagt, er habe das reiche Land selber gesehen. Die Menschen dort huldigten ihren Göttern in großen Häusern, sie äßen von Gold- und Silbergeschirr. Das Gebiet sei flach und sanft, Herden von Schafen zögen über die bestellten Ländereien. Nur zwei Monde weit müsse man über die Berge reisen, um es auf einer Hochebene zu erreichen. Georg Hohermuth von Speyer und sein Tross, knapp 200 ausgezehrte Deutsche und Spanier, sitzen auf dem Boden und hören dem Indio gebannt zu, dessen Rede einer der Europäer übersetzt. Endlich die erste Kunde von Gold auf ihrer Reise! Sie sind sicher: Der Häuptling spricht von jenem Goldreich, das vor ihnen schon andere Konquistadoren vergebens gesucht haben und das sie hier irgendwo zu finden hoffen. Frühjahr 1536.

Kein Europäer ist bislang so tief in Südamerikas nordwestliche Wildnis vorgedrungen wie Hohermuth mit seinen Männern, die zu diesem Zeitpunkt nahe dem Flussdelta des Río Cravo Sur im heutigen Kolumbien lagern. Seit fast einem Jahr schon ziehen sie durch Steppen und Urwälder, über Berge und durch Sümpfe, auf der Suche nach Gold. Doch bislang haben etliche ihrer Weggefährten nur den Tod gefunden. Die anderen sind vom Hunger erschöpft; Malariamücken und der Nigua-Floh haben ihnen Fieber und brandige Geschwüre eingebracht. Nun aber geben ihnen die Berichte des Häuptlings Waikiry endlich Hoffnung: Werden auch sie mit Schätzen beladen nach Europa zurückkehren - so wie Francisco Pizarro und Hernán Cortés, die Entdecker der beiden Goldkulturen der Inka und Azteken, von denen man in der Heimat spricht? Als Gouverneur der Provinz Venezuela, zu der die Region um den Río Cravo Sur gehört, soll Hohermuth für die Augsburger Kaufmannskompanie der Welser ein drittes Goldreich in Amerika finden. Die Welser führen eines der mächtigsten deutschen Handelsunternehmen, haben Beziehungen bis nach Asien. Nun wollen sie auch an den Geschäften mit dem neu entdeckten Kontinent teilhaben.

Die Legende vom Goldreich

Philipp von Hutten (1505-1546): Fast acht Jahre lang durchstreift der deutsche Ritter auf der Suche nach Gold die südamerikanische Wildnis



Der deutsche Adelige Philipp von Hutten begleitet Hohermuth. In Briefen an Freunde und Verwandte, die er nach seiner Rückkehr absendet, wird der fränkische Ritter die Stationen der Reise festhalten - und so Zeugnis ablegen von der verzweifelten Goldsuche der beiden deutschen Konquistadoren. Noch siedeln nur wenige Spanier an der Nordküste Südamerikas, betreiben etwas Handel, unter anderem mit Tropenholz. Um die Region voranzubringen, hat der spanische König Karl I. die Provinz Venezuela 1528 den Welsern übergeben, als Gegenleistung für großzügige Kredite. Seither blickt der Chef der Kompanie mit wachsender Ungeduld auf die Kolonie, die bislang nur Geld kostet, während die Spanier Schiffsladungen voller Gold, Perlen und Smaragden aus der Neuen Welt abtransportieren.

Die Kaufleute aus Augsburg, die vor allem mit Bergwerken und durch den Gewürz- und Tuchhandel reich geworden sind, betreiben seit den 1520er Jahren eine Niederlassung auf der Karibikinsel Hispaniola. Von dort verschiffen sie Zucker, Farbhölzer und Perlen nach Europa, bringen umgekehrt Seife und Wein, Werkzeuge und Waffen in die Neue Welt. Die Übernahme Venezuelas soll ihr Südamerikageschäft krönen. Der Vertrag mit König Karl sichert ihnen Steuervergünstigungen und Handelsmonopole zu.

Im Gegenzug haben sie sich verpflichtet, die Provinz in eine prosperierende Kolonie Spaniens zu verwandeln, mit Siedlungen und Bergwerken. Sie sollen 600 Pioniere in Venezuela ansiedeln, ihnen Land und indianische Zwangsarbeiter zuteilen, zudem Frieden mit den Ureinwohnern schaffen und sie christianisieren. Aber den Kaufleuten geht es in Wirklichkeit nur um schnellen Profit. Ein militärischer Handstreich erscheint ihnen lohnenswerter als der jahrelange Aufbau von Siedlungen, Verwaltungen, Bergwerken - zumal ihnen Beamte der spanischen Krone erzählt haben, wer sich ins Landesinnere von Venezuela begebe, könne das Goldreich gar nicht verfehlen. Nahe dem Äquator, versprechen Geographen, finde man das meiste Gold, denn dort sei die Kraft der Sonne am stärksten. Hinweise darauf, dass es ein solches Goldland tatsächlich geben könnte, haben die Welser auch aus eigener Hand. Ambrosius Dalfinger, der erste von ihnen nach Venezuela gesandte Gouverneur, hat 1531 auf einer Expedition ins Landesinnere von Einheimischen Verheißungsvolles erfahren: Wenn er den Río Magdalena, bis zu dem er vorgedrungen war, flussaufwärts reise, werde er dort auf mehr Gold stoßen, als seine Männer transportieren könnten.

Es soll einen in Gold gehüllten Häuptling geben: el indio dorado

Dalfinger musste mit seinen erschöpften Gefolgsleuten zwar umkehren, ehe sie den Hinweisen nachgehen konnten, aber er plante, schon bald erneut aufzubrechen. Doch auf dem Rückweg nach Coro, der größten Siedlung Venezuelas, geriet er in einen Hinterhalt und wurde vom Giftpfeil eines Indios getötet. Auch andere Europäer haben von einem Goldreich gehört. Stets führen die Hinweise in die gleiche Region: das Hochland in den Bergen des späteren Kolumbien. Dort soll es einen in Gold gehüllten Häuptling geben, den die Spanier el indio dorado nennen, "den goldenen Indianer".

Es ist die Geburt eines Mythos, der Abenteurer auf Jahrhunderte beflügeln wird. Und Georg Hohermuth soll sich für die Welser auf die Suche nach dem Goldreich machen.

Im Jahr 1534 schicken die Augsburger Kaufleute den 27-jährigen Deutschen als Dalfingers Nachfolger nach Venezuela. Hohermuth hat in Heidelberg Theologie studiert, ehe er sich der Wirtschaft zuwandte. Wie alle Amtsträger der Welser hat er vermutlich eine Ausbildung in ihren Faktoreien durchlaufen, ihre Geschäftsstrukturen und Handelsverbindungen kennengelernt - hohe Posten besetzen die Augsburger nur mit Männern, denen sie vertrauen.

Ende 1534 rekrutiert Hohermuth in Sevilla rund 450 Männer. Es ist eine eindrucksvolle Parade, die zum Hafen zieht. Die Anführer reiten auf Kriegsrossen zu den Schiffen; sie tragen lange Schilde und mächtige Degen, manche haben Morgensterne dabei. Ihre Helme sind mit Federn geschmückt, die Stiefel aus feinstem Leder reichen bis zu den Schenkeln.

Hinter ihnen marschieren Lanzenträger, Jagdhundführer, Armbrustträger, Schuhmacher, Schmiede, Steinmetze und Schneider. Das Korps ist schwer bewaffnet, denn auch die Handwerker sind mit Waffen ausgerüstet - geplant ist ein Eroberungsfeldzug. "Wir glauben alle an das Glück und an großen Reichtum: Denn wir alle hier wissen, dass das Land im Inneren voller Gold ist", schreibt ein Expeditionsteilnehmer in einem Brief. Doch als sie nach achtwöchiger Überfahrt in Coro anlegen, bietet sich ihnen ein erbärmlicher Anblick. Die rund 300 meist spanischen Pioniere dort leben in armseligen Strohhütten. Alle Siedler leiden Hunger. Maisbrot ist oft das einzige Nahrungsmittel. Zwar hat der frühere Gouverneur Dalfinger den Ort mit Kirche, Wohnhäusern und Galgen ausgestattet - so wie es der Vertrag mit den Spaniern vorsieht. Aber er hat den Siedlern kein Land zugeteilt und auch nicht versucht, die Einheimischen zu christianisieren. Stattdessen ließ er die Dörfer der Indios im Umland überfallen und niederbrennen. Tausende Ureinwohner hat er auf diese Weise gefangen und nach Hispaniola als Sklaven verschifft, um so möglichst rasch Geld zu verdienen.

Die Region um Coro ist seither verlassen. Die Europäer haben niemanden mehr, mit dem sie Tauschhandel betreiben könnten, um sich mit Nahrung zu versorgen. Alle Kleidung und Nahrungsmittel müssen sie von den Welsern zu überhöhten Preisen kaufen, was die Siedler in Schulden gestürzt hat. Sie sind dadurch zu Gefangenen der Kolonie geworden: Denn ehe sie ihre Schulden bei der Kompanie nicht bezahlt haben, müssen sie in Venezuela bleiben. Mittlerweile legen keine Versorgungsschiffe der Welser mehr an, denn es lohnt sich nicht für die Kaufleute - die Pioniere können die Waren ohnehin nicht bezahlen. Unter den Kolonisten wächst der Unmut über die deutschen Herren.

Die Legende vom Goldreich

Brustschmuck wie diese Jaguar-Figur tragen Schamanen wohl bei rituellen Tänzen. Nach dem Glauben der Ureinwohner verwandeln sich die Priester bei der Zeremonie in eines der Raubtiere



Unter ihrem neuen Gouverneur Hohermuth wird sich daran nichts ändern. Denn auch der will schnell reich werden und bricht schon am 13. Mai 1535, drei Monate nach seiner Ankunft, mit 300 Fußsoldaten und 90 Reitern auf.

Die restlichen gut 60 Männer bleiben in Coro zurück. Mit ihnen soll Hohermuths Stellvertreter Nikolaus Federmann eine weitere Siedlung errichten und dann ebenfalls nach dem Goldreich suchen. Hohermuths Expedition muss ein Erfolg werden. Denn er hat sich hoch verschuldet. Wie jeder Führer einer Welserexpedition musste er sich auf einen riskanten Handel mit den Augsburger Kaufleuten einlassen: Er hat die Kosten für das Unternehmen selbst zu tragen und darf im Gegenzug einen Anteil der Beute behalten.

6400 Pesos Kredit hat er bei den Welsern aufgenommen (so viel wie 80 Pferde kosten). Sollte er kein Gold finden, wäre er ruiniert. Den anderen Männern geht es ähnlich. Sie mussten sich Waffen, Ausrüstungsgegenstände, die Reiter unter ihnen auch das Pferd kaufen – und sich dafür Geld bei den Deutschen leihen. Hohermuth hat den erfahrenen spanischen Pfadfinder Esteban Martín an seiner Seite, der an früheren Expeditionen teilgenommen und sogar eine Weile unter Indios gelebt hat. Er versteht ihre Sprache und kennt ihre Kampftechniken.

Er ist es auch, der den Verlauf der Route vorschlägt. Sie wollen nicht Dalfingers Weg durch das von Bergketten umgebene Maracaibo-Tiefland folgen, sondern sich den Bergen in Kolumbien über die Steppenlandschaft südlich von Coro nähern. Das flache Land erscheint Martín zugänglicher. Diese Graswüste erstreckt sich über 500.000 Quadratkilometer im heutigen Venezuela und Kolumbien und stößt im Westen an die Anden.

Die Region am Fuß der Höhenzüge ist von Flüssen durchwebt; hier liegen dicht bewaldete Sumpfgebiete, die in der Regenzeit nahezu vollständig überfluten. Auf den Bergen rechterhand wird die Landschaft mit zunehmender Höhe karger, auf den schneebedeckten Gipfeln herrscht Dauerfrost.

Esteban Martín aber glaubt, dass sie gar nicht in jene eisigen Höhen vordringen müssen. Er hat von Indios gehört, die Anden senkten sich weiter im Süden ab. Rücke man bis dorthin vor, bräuchte man die mehrere Tausend Meter hohen Gipfel gar nicht zu überwinden.

Die Legende vom Goldreich

Núnez de Balboa (1475–1519): 1513 erreicht er über die Landenge von Panama den Pazifik - und nimmt das "Südmeer" für Spanien in Besitz



Hohermuth hat mehrere Hauptleute, die ihm unterstehen. Sie werden etwa bei Krankengruppen als Befehlshaber zurückgelassen oder als Führer von Kundschaftertrupps ausgesandt. Zu diesen Männern gehört auch Philipp von Hutten. Der 29-jährige Ritter aus Deutschland, 1505 auf Schloss Birkenfeld nahe Bamberg zur Welt gekommen, diente in der Jugend einem Grafen in Burgund mit engen Beziehungen zum Habsburgerkaiser Karl V. als Page. Später reiste Hutten viele Jahre im Tross des Herrschers durch Europa. Möglicherweise gehörte er zur Rittergarde des Kaisers, denkbar auch, dass er als Nachrichtenübermittler zwischen europäischen Fürstenhöfen unterwegs war. Er hat in Spanien wahrscheinlich Hernándo Pizarro getroffen, der gemeinsam mit seinem Bruder die Inka unterworfen hat. Kurz darauf beschloss er, in die Neue Welt zu ziehen. Als Ritter von niederem Adel kann Hutten in Europa keine glanzvolle Laufbahn erwarten. Vermutlich locken ihn Ruhm und Reichtum eines Eroberungsfeldzugs. Womöglich hofft er auch, dass er in Amerika genügend Beute macht, um eine Frau aus reicher Familie zu heiraten. Auch für ihn hängt viel vom Gelingen der Expedition ab: Ebenso wie Hohermuth hat sich der fränkische Ritter verschuldet, um an dem Vorstoß in die Anden teilnehmen zu können. Erfolglosigkeit, Schulden gar kränken das ritterliche Ehrgefühl. Käme er mittellos zurück, fürchtet er, wären Spott und Gerede unerträglich. Gleich zu Beginn ihrer Entdeckungsreise gehen Hohermuth und seine Konquistadoren zunächst auf die Jagd nach Trägersklaven. Wochenlang durchkämmen die Soldaten das Gebiet um Coro mit Hunden, um Indios einzufangen. Sobald die festgesetzt sind, schmieden ihnen die Weißen Eisenringe um den Hals und ketten sie aneinander. Sind die Sklaven zu schwach zum Weiterziehen, werden sie getötet. Ein Welseroffizier, erzählt man sich, habe kranken oder erschöpften Trägern einfach den Kopf abgeschlagen, um den Eisenring nicht aufbrechen zu müssen.


GEO EPOCHE Nr. 71 - 02/15 - Südamerika
GEO EPOCHE NR. 71
Südamerika

Von den bewaldeten Hügeln an der Küste aus erreichen sie schon bald die Steppenlandschaft. Doch immer wieder müssen sie auch Dschungelinseln durchqueren, die in dieser Ebene liegen. Dort kämpfen sie sich durch mannshohe Büsche und Sträucher, in denen giftige, nie zuvor beschriebene Insekten und handtellergroße Spinnen leben. Von den Wipfeln riesiger Bäume brüllen Affen, kreischen bunt gefiederte Vögel, wie es sie in Europa nie zu sehen gab. Die Männer schlafen in Hängematten, Wind und Regen ausgesetzt. Tagsüber stöhnen sie entweder unter der Schwüle, die ihre metallenen Helme und Kettenhemden rosten lässt. Oder sie schleppen sich durch die schattenlose Ebene. Die Strapazen und der Hunger machen viele krank; schon im November 1535, nach sechs Monaten, sind 80 Männer zu schwach zum Laufen, haben hohes Fieber. Manche werden wie Säcke auf die Pferde gebunden, viele sterben. Wenig später lässt Hohermuth alle Kranken in einem Dorf mit friedfertigen Indios zurück und marschiert mit 150 Fußsoldaten und 49 Reitern weiter.

Anderswo werden sie dagegen mit Pfeilen angegriffen. Hohermuth reagiert mit aller Brutalität. So lässt er aus Vergeltung für einen getöteten Gefolgsmann 30 Ureinwohner vor den Augen ihrer Familien von Hunden zerreißen oder befiehlt nach einem Überfall auf das Lager, 100 Indios in einem Haus zu verbrennen. Immer weiter dringen sie ins unerforschte Zentrum des Kontinents vor. Erleben, wie ein Jaguar nachts ins Lager einbricht und einen Indio fortzerrt. Sie ziehen durch Sümpfe, in denen Kaimane im Schlamm lauern. Bahnen sich ihren Weg durch den Dschungel mit Händen und Degen, immer durstig und hungrig. Bis sie im April 1536 am Fuß der Anden jenem Häuptling namens Waikiry begegnen, der behauptet, selber schon das Goldland in den Bergen gesehen zu haben.

Hohermuth beschließt, nicht wie geplant zu rasten, sondern sofort weiterzuziehen. Den Häuptling nimmt er als Führer mit.

Weiter also. Immer noch haben die Männer die steilen Hänge der Anden zu ihrer Rechten - mal mehr, mal weniger nah. Nicht passierbare Flüsse oder Sumpfgebiete treiben sie zwar oft kilometerweit gen Westen in die Steppenlandschaft oder zwingen sie, in die andere Richtung einige Hundert Höhenmeter die Anden hinaufzusteigen. Ihr eigentlicher Weg aber führt sie nach Süden - stets in der Hoffnung, dass ihre ausgesandten Kundschafter endlich einen Pass ins Hochland finden.

Vor allem in den steilen Felshängen des Vorgebirges ist ein Vorankommen mit den Pferden fast unmöglich. Und der Häuptling Waikiry findet den Durchgang in die Hochebene nicht. Schließlich aber treffen sie auf Indios, die von einem reichen Volk berichten, das an der Quelle des Flusses Meta wohne - allerdings diesseits der Berge. Hohermuth horcht auf.

Vom "Haus am Meta" hat er bereits andere Konquistadoren sprechen hören. Soll er die Suche nach dem Pass ins Gebirge aufgeben? Vielleicht ist ihr Treffen mit den Indios ein Zeichen für Gottes Willen, dass sie auf dieser Seite der Anden bleiben sollen. Er beschließt, weiter nach Süden zu ziehen und den Meta zu suchen. Doch schon wenige Tage später, am 16. April 1536, kommt der Trupp an einem Fluss zum Stehen. Die Regenzeit hat eingesetzt. Ununterbrochen ergießt sich Wasser aus dem Himmel; das Gewässer ist zu einem breiten, reißenden Strom angeschwollen. Hohermuth ordnet an, ein großes Floß zu bauen.

Als die Truppe das Gefährt nach 30 Tagen zu Wasser lässt, wird es sofort gegen einen Felsen geschleudert und zerbirst, mehrere Männer ertrinken. Auch Häuptling Waikiry, ihr Führer, ist plötzlich verschwunden. Ist er ertrunken - oder vor den Weißen zurück in sein Dorf geflohen?

Erst am 1. Dezember 1536 gelingt den mittlerweile noch 184 Männern die Überquerung des Flusses. Nach 14 Tagesmärschen erreichen sie den Meta. Und tatsächlich finden sie in einem nahe gelegenen Dorf einiges Blattgold - dünne Goldfolie, von hohem Reinheitsgrad, außerdem feines Silber. Aber es stammt nicht von dort. Die Edelmetalle, erklären die Einwohner, hätten sie bei Indios von der anderen Seite des Gebirges gegen ihre Waren eingetauscht.

Eine bittere Enttäuschung.

Die Legende vom Goldreich

Diego de Almagro (um 1475–1538): Als sich der Konquistador nach dem Sieg über die Inka gegen Pizarro wendet, lässt der ihn mit der Garotte erwürgen



Erneut lässt Hohermuth seinen Pfadfinder Esteban Martín nach einem Übergang suchen, der nimmt 60 Fußsoldaten mit. Ein Fehler. Denn nun sind im Lager zu wenig Männer, um die Einheimischen vor Angriffen abzuschrecken.

An einem Morgen im Januar 1537, etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, erwacht Philipp von Hutten durch lautes Kriegsgeheul. Kurz darauf stürmen mehrere Dutzend Indianer das Lager, töten die wenigen aufgestellten Wachen, beschießen die anderen Weißen mit Pfeilen, werfen Spieße und Schlingen. Zu ihrem Schutz tragen sie mannshohe Schilde aus Hirschhäuten.

Die Überfallenen stürzen aus ihren Hängematten zu ihren Degen - denn die meisten ihrer Schusswaffen sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit längst unbrauchbar geworden. Aber auch gegen die scharfen Klingen der Spanier haben die Angreifer kaum eine Chance. Etliche Indios werden erstochen. Andere können sich in der Dunkelheit hinter Büschen verstecken und fliehen. Bis auf die Wachleute überleben alle Europäer den Angriff, allerdings sind etliche verletzt. Trotz der Verluste versucht Hohermuth weiter, einen Pass in die Berge zu finden. Es ist, als ahnte der Gouverneur, dass er sich in der Nähe einer bisher unentdeckten Hochkultur befindet.

Und tatsächlich: Einige Tagesreisen westlich leben auf einer Hochebene die Muisca, die zum Volk der Chibcha gehören. Die Indios exportieren Salz, das sie in großen Bergwerken abbauen, ins Tiefland und zu weit entfernten Stämmen. Von dort führen sie Waren ein, darunter Baumwolle, die sie zu Stoffen weben und weiterverkaufen. Dank ihres Handel mit anderen Kulturen - darunter wohl auch die Inka - besitzen die Muisca viel Gold, das sie zu kunstvollen Figuren verarbeiten. Ihre Häuptlingspaläste sind mit Blechen des Metalls ausgekleidet.

Und noch immer erzählen sie von einer alten Zeremonie: Bis vor etwa 60 Jahren, als die Chibcha das Land und auch die Muisca unterwarfen, sei deren Anführer alljährlich mit einer klebrigen Masse eingerieben und dann mit Goldstaub bepudert worden. Mit einem Floß sei der Vergoldete dann auf das Wasser einer Lagune hinausgefahren, um sich den glänzenden Staub abzuwaschen und zu Ehren der Götter weiteres Gold und Smaragde im See zu versenken. Es ist jene Legende, von der auch Ambro sius Dalfinger gehört hat und der spanische Soldaten den Namen "El Dorado" gegeben haben. Das reiche Land in den Bergen gibt es also wirklich. Und Hohermuth ist mit seiner Truppe nicht weit davon entfernt. Warum aber findet der Pfadfinder Martín keinen Pass dorthin? Die Spur der Handelsgüter - Salz, Baumwolldecken- könnte ihm den Weg in dieses Land weisen.

Forscht der Spanier nur halbherzig nach einem Gebirgsübergang? Möglich, dass er die mühsame und gefährliche Suche im Geröll und Dauerfrost der Andengipfel sogar für überflüssig hält. Denn Martín ist noch immer davon überzeugt, man könne die Anden weiter im Süden viel einfacher überqueren, da sie dort flacher seien. So zieht der Tross weiter, gen Süden.

Um Gott gnädig zu stimmen in all dem Elend, beschließt Hohermuth, mit seiner abgerissenen Schar unter Kapokbäumen, Palmen und Lianen, begleitet vom Gebrüll der Affen, eine Prozession zu Ehren der Jungfrau Maria abzuhalten und eine vollständige Messe zu singen. Zudem lässt er mitten im Dschungel eine lange Tafel errichten. An ihr halten die mehr als 100 Konquistadoren ein Bankett ab. Andächtig gelobt der Deutsche, fortan an keinem Sonn- oder Feiertag mehr zu marschieren. Aber Gott sendet keine hoffnungsvolleren Zeichen. Vor Hunger, klagt Philipp von Hutten in seinem Tagebuch, könnten sie bald kaum noch laufen. Wo immer sie die Vorräte der Ureinwohner plündern wollen, werden sie mit Pfeilen und Speeren vertrieben. Und sie erhalten eine weitere niederschmetternde Nachricht: Weiter südlich, versichern ihnen Indios, senke sich die Bergkette keineswegs ab. Zum reichen Land müssten sie nach Westen ziehen, in die Berge.

Anfang April 1537 lagern die Europäer am Ufer des Río Papamene (heute: Caguán) im tropischen Regenwald. Die dort lebenden Indios erzählen Aufregendes: Der Vater eines ihrer Häuptlinge habe einst große Mengen Goldes aus dem Hochland in den Bergen geholt. Auf dem Heimweg aber sei er von Choque-Kriegern umgebracht worden, grausamen Menschenfressern, die mit keinem Stamm in Frieden leben könnten.

Erstmals eine genaue Wegbeschreibung zum Goldland

Erzählungen anderer Einheimischer handeln von einem geheimnisvollen Volk nahe dem Gebirge: Dort lebten Frauen ganz ohne Männer. Sie besäßen viel Gold und Silber. Hutten vergleicht sie in seinen Aufzeichnungen mit den Amazonen der griechischen Sage. Auch ein Stamm von Unsterblichen lebe ganz in der Nähe, raunen die Indios. Unnatürliche Torheiten, urteilt Hutten. Aber wer weiß?

Hier am Papamene erhalten die Europäer zum ersten Mal eine genaue Wegbeschreibung zum Goldland in den Bergen. Um dorthin zu gelangen, müssten sie einige Tagesreisen den Fluss entlangziehen bis in das Gebiet der Choque, erzählen die Einheimischen, anschließend acht Tage durch deren Territorium bis zu einem Strom wandern, der aus den Anden heraustrete. Drei Tagesmärsche flussaufwärts in Richtung Westen siedelten dann die "reichen Leute".

Hohermuth ist sich nun sicher: Sie sind endlich auf dem richtigen Weg. "Nie hat ein Gouverneur eine genauere Beschreibung gehabt", schreibt Philipp von Hutten.

Abermals bricht die Expedition auf. Doch schon am ersten Tag fliehen zwei Indio-Jungen, die als Dolmetscher und Führer dienen sollten. "Wir hätten wiederum wenden mögen und andere Zungen und Führer nehmen oder am Papamene überwintern", notiert Hutten.

Doch Hohermuth treibt die Männer an - die bevorstehende Regenzeit drängt. Aber nach acht Tagen kommen sie im Frühjahr 1537 am Ufer des rotbraunen, mächtig angeschwollenen Río Caquetá erneut zum Stehen.

Sie sind nun etwa 1200 Kilometer Luftlinie von ihrem Ausgangsort Coro entfernt. Die Regenzeit hat wieder voll eingesetzt; im dichten Unterholz ist der Weg nicht passierbar. Die Männer sind verzweifelt. Es fehlt an Fleisch und Fisch, die Schlachtrosse sterben an der Pferdepest. "Hier blieb kein Ungeziefer ungegessen", wird Hutten später notieren. Die Hungernden fangen Schlangen, Kröten, Mäuse, Würmer, essen die Kadaver eines verendeten Pferdes und eines Hundes. Auch der deutsche Ritter kauft einem Einheimischen einen Hund für 100 Pesos ab, um ihn zu essen. Manche kochen gar die Indioschilde aus Hirschhaut.

Und es kommt zum Äußersten: Einige der Europäer töten mehrere Indio-Jungen - um sie zu verzehren. "So wurde ein Christ gefunden, der ein Viertel von einem jungen Kind mit etlichen Kräutern gekocht hat", wird sich Hutten später mit Grausen erinnern. Hohermuth sendet Esteban Martín mit 40 Mann flussaufwärts, um eine Stelle zum Übersetzen zu finden. Erneut ein Fehler. Denn da sie keine Pferde mitnehmen - bei deren ungewohntem Anblick die Ureinwohner meist voller Panik fliehen -, verlieren die Europäer ein Überraschungsmoment gegenüber den indianischen Kriegern und damit einen strategischen Vorteil.

Die Dörfer der Choque im dichten, feuchten Wald sind umzäunt und mit Fallgruben geschützt. Einen solchen Weiler erreicht Martín, nachdem er mehrere Tage im Dauerregen einer Indio-Spur gefolgt ist. Seine Männer sind müde, aber Martín befiehlt, die Siedlung mit den etwa 30 Hütten zu überfallen.

Doch die Indios sind in der Überzahl. Sie tragen zudem Schilde, die eine messerscharfe Seite haben, mit der sich die Kehle des Feindes aufschlitzen oder gar der Kopf abschlagen lässt. Als Martín flieht, wird er von mehreren Speerstichen verwundet. Auch etliche andere Weiße werden verletzt. Sie können sich zurück in Hohermuths Lager retten, doch dort stirbt Martín, in den Augen vieler Männer der eigentliche Anführer der Expedition, an seinen Verletzungen.

Damit ist für die Soldaten der Tiefpunkt erreicht. Sie beschwören Hohermuth, endlich umzukehren. Der Deutsche aber reagiert mit einer pathetischen Ansprache: Er wundere sich ob ihrer kleinen Herzen; wollten sie jetzt wirklich aufgeben, wo doch Gold und Reichtümer fast in ihrer Reichweite lägen? Und wo doch 20 Spanier mehr ausrichten könnten als 10 000 Männer aus irgendeinem anderen Land? Offenbar glaubt er weiterhin, mit seiner dezimierten Truppe ein ganzes Indio-Reich erobern zu können. Dabei unterstehen ihm nur noch 40 gesunde Männer, die übrigen gut 70 sind krank oder verletzt. Alles Gerät aus Eisen, Nägel, Hufeisen ist verrostet, die Gewehre sind verrottet oder wurden irgendwo zurückgelassen.

Anders als sein Vorgesetzter weiß Philipp von Hutten, dass sie keine Chance mehr haben: "Wären die Indianer gekommen, sie hätten uns vernichtet", wird er später in einem seiner Briefe schreiben. Und auch die anderen Soldaten haben genug. Nicht einmal die Aussicht auf das nahe Goldreich kann sie noch locken. Den halbverhungerten Europäern geht es nur mehr ums Überleben.

Auf eigene Faust beginnen die Ersten, einen Rückweg nach Coro zu suchen. Der Gouverneur muss sich dem Willen seiner Männer fügen - und die Expedition abbrechen.

Am 10. August 1537 beginnt der Rückmarsch.

Die Legende vom Goldreich

Der üppige Kopfschmuck zeigt, dass diese knapp zwölf Zentimeter große Figur ein machtvolles Stammesmitglied darstellen soll - möglicherweise einen Schamanen



Mehr als neun Monate später, am 27. Mai 1538, erreicht Hohermuth mit seiner Truppe Coro: Von den anfangs 400 Männern haben nur 160 überlebt (darunter sind 49 jener Kranken, die Hohermuth bereits Ende 1535 zurückgelassen hatte). Eine traurige Truppe, "nicht viel besser gekleidet als die Indier", manche sogar nackt, notiert Hutten. Es sei verwunderlich, "dass es menschliche Körper so lange Zeit ertragen haben mögen".

In Coro hat niemand mit ihrer Rückkehr gerechnet. Das Eigentum der Expeditionsteilnehmer haben die Siedler längst unter sich aufgeteilt und verkauft, auch die Habseligkeiten Huttens. Zurück erhält er davon nichts, von den hungernden Einwohnern ist kaum etwas zu holen.

"Wir meinten, hier in Coro nach unserer langen und arbeitsamen Reise wieder auszuruhen und uns zu erholen", schreibt Hutten. "Doch wir fanden das ganze Land verderbt, sodass wir hier mit mehr Mühe als auf dem Zug lebten." Der Hauptort der Welserkolonie besteht nur nur aus ein paar versprengten Hütten. Einige Dutzend Europäer leben noch hier, säen Mais und züchten Hühner, um zu Überleben. Die übrigen Siedler sind von Hohermuths Stellvertreter Nikolaus Federmann in den von ihm gegründeten Ort am Cabo de la Vela umgesiedelt worden.

Aber Hohermuth geht es ohnehin allein darum, eine erneute Expedition vorzubereiten. Nur wenige Tagesreisen sei er vom sagenhaften Goldland entfernt gewesen, erklärt der Gouverneur. Auch Hutten klagt, sie hätten wegen der Strapazen zum besten Zeitpunkt umkehren müssen. So bald wie möglich wollen beide erneut aufbrechen; es gelingt ihnen sogar, die Welser in Augsburg davon zu überzeugen, eine weitere Expedition großzügig mit Soldaten auszurüsten. Da platzt Ende 1539 eine schockierende Nachricht in die Reisevorbereitungen: Andere Konquistadoren haben das Goldreich auf dem Hochland der Anden tatsächlich entdeckt. Und erobert.

Hohermuth und Hutten wissen nun: Sie sind keinem Hirngespinst gefolgt

Der Spanier Gonzalo Jiménez de Quesada hat bereits im Frühjahr 1537 - während Hohermuth nach einem Pass im Gebirge suchte - den südlichen Teil des Muisca-Reichs unterworfen. Dessen Krieger sind beim Anblick der ihnen unbekannten Pferde in Panik davongerannt.

Zwei Jahre später haben zwei weitere Konquistadoren fast zeitgleich das reiche Land erreicht: der Spanier Sebastián de Benalcázar sowie - ausgerechnet - Nikolaus Federmann. Auf ihrem Rückweg hatten Hohermuth und seine Männer den ihren Spuren folgenden Federmann knapp verpasst. Jiménez de Quesada hat bereits rund eine Tonne Gold und etwa 1800 Smaragde erbeutet. Und mit Hilfe Federmanns hat er die Region der Muisca endgültig unter europäische Kontrolle gebracht.

An Pizarros Schätze reicht die Ausbeute zwar nicht heran - der hat bis dahin bereits rund zehn Tonnen Gold aus dem peruanischen Inka-Reich nach Europa gebracht. Aber die Hauptmänner aus Quesadas Truppe erhalten immerhin genügend Beute, um fortan ein Leben ohne Sorgen führen zu können. Quesada gibt dem Muisca-Reich den Namen "Neu-Granada". Die neue Kolonie fällt an die spanische Krone.

Hohermuth und Hutten wissen nun: Die Wegbeschreibung der Indios am Fuß der Anden war richtig. Sie sind keinem Hirngespinst gefolgt. Hätten sie einen Pass über das Gebirge gefunden, wären sie die ersten Europäer im Reich des El Dorado gewesen.

Die Legende vom Goldreich

Meist nehmen die Indio-Fürsten ihre Kleinodien mit ins Grab - und so lässt sich jede Herrschergeneration wieder eigene Schmuckstücke anfertigen, beginnt die Arbeit der indianischen Goldschmiede von Neuem



Juli 1541. Überall in der Neuen Welt erzählen sich die Spanier vom Goldreich Neu-Granada, und so strömen Kolonisten aus allen Himmelsrichtungen dorthin, in der Hoffnung auf etwas Wohlstand. Auch Philipp von Hutten glaubt, sich noch Anteile an den Reichtümern sichern zu kön- nen – doch er wird ohne seinen engsten Gefährten reisen müssen: Georg Hohermuth ist im Juni 1540 an einem Fieberanfall gestorben. Mit mehreren Hundert Soldaten und rund 320 Pferden, erneut großzügig von den Augsburgern vorfinanziert, will Hutten zum einstigen Reich der Muisca vorstoßen. Doch noch ehe er aufbricht, untersagt ein Vertreter der spanischen Kolonialbehörde dem Welserführer, Neu-Granada zu betreten. Die Krone hat kein Interesse daran, die Deutschen an den Reichtümern der neuen Provinz teilhaben zu lassen. Die Nachricht lässt etliche Soldaten Huttens nach Neu-Granada desertieren; der Ritter aber will noch immer nicht aufgeben. Eine Rückkehr nach Deutschland ohne Gold oder Silber ist für ihn undenkbar. Hatten nicht die Indios vom Río Papamene von Frauen berichtet, die viel Gold und Silber besäßen? Verbirgt sich in den Wäldern am Fuß der Anden womöglich ein weiteres Goldreich? Am 1. August 1541 bricht die Expedition unter seinem Kommando auf. Die Provinz Venezuela ist zu dieser Zeit führungslos. Spätestens seit der Nachricht, dass ihnen Spaniens König Karl jeden Zugriff auf Neu-Granada verwehrt, haben die Welser nicht mehr in das Überseegebiet investiert und senden nach Hohermuths Tod auch keinen weiteren Gouverneur. Sie wollen nur das Gold, das ihnen Hutten in Aussicht gestellt hat - das koloniale Abenteuer in Südamerika ist für die Augsburger dagegen vorbei. Einige Jahre später entzieht König Karl ihnen die Statthalterschaft über Venezuela, die Provinz fällt an die spanische Krone zurück.

Zu jenem Zeitpunkt ist auch Philipp von Hutten dem Fluch des Goldes zum Opfer gefallen. Wenngleich man es sich nicht vorzustellen vermag: Die zweite Expedition nach El Dorado wird noch anstrengender als die erste. Mehr als drei Jahre irren die Männer durch die Wildnis auf der vergeblichen Suche nach Gold. Anfang 1545 macht sich Hutten enttäuscht auf den Rückweg nach Coro.

Doch in der Zwischenzeit ist der spanische Abenteurer Juan de Carvajal mit rund 100 Sklavenjägern aus einer Nachbarprovinz nach Venezuela eingedrungen und hat sich gegenüber den Kolonisten mithilfe gefälschter Papiere als neuer Gouverneur ausgegeben.

Als er im Frühjahr 1546 über einen mit der Vorhut zurückgekehrten Mann aus Huttens Truppe erfährt, dass der Deutsche auf dem Heimweg ist, muss Carvajal handeln, denn er will Huttens Rückkehr verhindern, um seine Machtposition zu erhalten. Mit 60 Männern überfällt er das Lager des Ritters - und lässt ihm mit einer stumpfen Machete den Kopf abhacken. Da einigen Männern aus Huttens Tross die Flucht gelingt, kann Carvajal das Verbrechen nicht geheim halten. Dem falschen Gouverneur wird bald darauf von einem Untersuchungsrichter der spanischen Krone der Prozess gemacht; er wird gehängt und gevierteilt, sein Leichnam öffentlich zur Schau gestellt.

Und das ist das Ende des Welser-Abenteuers in der Neuen Welt.

Die Legende vom Goldreich

Die Suche der Deutschen: Von der Hauptstadt ihrer Kolonie aus starten von Hutten und der Kaufmann Georg Hohermuth von Speyer 1535 die Suche nach El Dorado. Monat um Monat kämpfen sie sich mit rund 400 Soldaten durch eine Landschaft aus Urwäldern, Steppe und Berghängen. Erst nach mehr als zwei Jahren, als kaum noch die Hälfte ihre Männer am Leben ist, geben die Deutschen den Befehl zum Rückmarsch



Die Gier der Europäer nach den Reichtümern Amerikas aber ist damit nicht gestillt. Nur geht es schon bald nicht mehr hauptsächlich um Gold, sondern um ein anderes Edelmetall: 1545 entdecken die Spanier im Hochland des heutigen Bolivien einen 4800 Meter hohen Berg, durchzogen von Silberadern. Dutzende Tonnen pro Jahr holen indianische Zwangs arbeiter fortan aus den Stollen, die schon bald Hunderte Meter in den Berg hineinragen. Und Potosí, die Siedlung an seinem Fuße, wächst bis 1650 mit 160.000 Einwohnern zur größten Stadt Südamerikas heran.

Im Vergleich dazu bleibt der Goldabbau zunächst bescheiden. Die Europäer schürfen es fast ausschließlich in den nördlichen Anden, an Flüssen und in einigen wenigen Minen - bis sie ab 1695 im Osten Brasiliens auf zahlreiche ergiebige Adern stoßen. Zudem finden sie in der Region bald auch so viele Diamantvorkommen, dass Brasilien zum weltweit größten Exporteur der Edelsteine aufsteigt. Doch auch nach der Unabhängigkeit vieler Staaten Südamerikas von den Kolonialmächten Spanien und Portugal zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind es nicht die Einheimischen, die von der Ausbeutung der Bodenschätze profitieren: Nun verdienen ausländische Investoren am Abbau von Erzen wie Blei, Zinn, Zink und Kupfer. Und selbst als viele Länder Südamerikas ihre Minen im 20. Jahrhundert verstaatlichen und sich die Arbeiter in Genossenschaften organisieren, bleibt den Einheimischen oft nur ein Hungerlohn. So den Tausenden Mineros, die auf der Suche nach Erzen noch heute Stollen in den Silberberg bei Potosí sprengen, ständig davon bedroht, dass der ausgehöhlte Fels irgendwann zusammenbricht.

Für sie gilt, was der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano einst mit folgenden Worten beschrieben hat: "Wir Lateinamerikaner sind arm, weil der Boden, auf dem wir gehen, reich ist."

LITERATUREMPFEHLUNGEN: Eberhard Schmitt, "Das Gold der Neuen Welt: Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten 1534–1541": einzigartiges Zeugnis des fränkischen Ritters.

Jörg Denzer, "Die Konquista der Augsburger Welser-Gesellschaft in Südamerika (1528–1556)": Umfassend beschreibt der Autor die Suche der Welser nach dem Goldreich.



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