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Manuel Brug
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Himmlische Harmonien: Daniil Trifonov

Himmlische Harmonien: Daniil Trifonov
Quelle: Dario Acosta/DG



Daniil Trifonov, das ewige Wunderkind der russischen Klaviermusik, ergründet Johann Sebastian Bach mit einem Familienalbum. So leicht klang der barocke Meister nie. Und auch der Mensch hinter dem Mythos war ein anderer.

Zwei galaktische Phänomene. Igor Levit, geboren am 10. März 1987 im damaligen Gorki, und Daniil Trifonov, geboren am 5. März 1991 in derselben, nun wieder wie früher Nischni Nowgorod genannten Stadt an der Wolga. Beide Pianosterne leben schon lange nicht mehr dort. Der eine ist in Deutschland naturalisiert, erst Hannover, jetzt Berlin; der andere wohnt in New York.

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, diese nur vier Jahre entfernten Solisten, vom Habitus, vom Repertoire, von der Herangehensweise ans Klavier. Der eine lässig schwarz gewandet, übersprudelnd, weltumarmend. Der andere im Anzug, sperrig, wortkarg, poetisch versunken. Und doch sind sie die spannendsten Kreativpole ihrer postsowjetischen Generation an den 88 schwarz-weißen Tasten. Was sie eint: der Wille zum Spiel, zur Entäußerung und einmal sogar der Flügel. Trifonov durfte in der Berliner Philharmonie schon an dem von Levit proben.

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Levit, der Zyklensüchtige, Beethoven-Komplettsonaten-Tourer, hat gerade bei Sony ein Tripelalbum mit Schostakowitschs 24 Präludien und Fugen veröffentlicht sowie der irrwitzigen, auch irrwitzig schweren „Passacaglia on DSCH“ von Robert Stevenson. Als „Verbindung von Wärme, Unmittelbarkeit und purer Einsamkeit“ – darunter macht der Superlativsüchtige es nicht.

Einen Monat später antwortet, natürlich purer Veröffentlichungszufall, der selbst auch spätromantisch komponierende Trifonov, der sich zuletzt dem silbernen russischen Klavierzeitalter mit Strawinsky, Prokofjew, Skrjabin gewidmet hat, bei der Deutschen Grammophon mit einem Doppelalbum: „Bach – The Art of Life“.

Bachs Unvollendete

Die Kunst des Lebens. Daniil Trifonov, verheiratet, in der Pandemie Vater eines Sohnes geworden, beginnt dies als Familiengeschichte der Bachs, so unvermittelt wie unverstellt. Denn er bettet Übervater Johann Sebastians ewig Ehrfurcht gebietendes Œuvre ein in die Werke seiner Söhne, in eine verspielte Sonate von Johann Christian und eine flotte Polonaise von Wilhelm Friedemann, das raffinierte Rondo à la Johann Christoph Friedrich mit 18 Variationen über das alberne, später von Mozart wie Adolphe Adam aufgegriffene Liedchen „Ah, vous dirai-je, maman“.

Und auch dann folgt erst eine Auswahl aus dem zärtlich heimeligen, immer wieder intim berührenden „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“, gipfelnd in der Arienadaption „Bist du bei mir“ sowie die auch von Igor Levit gern gespielte Brahms-Bearbeitung für die linke Hand der monumentalen d-moll-Chaconne aus der 2. Soloviolinen-Partita. Bis dann endlich das Hauptwerk des nicht nur im Titel anspielungsreichen Albums erklommen wird: die unvollendete „Kunst der Fuge“, BWV1080.

Daniil Trifonov

Daniil Trifonov
Quelle: Dario Acosta/DG


Daniil Trifonov vollendet nicht nur gekonnt den Contrapunctus 14 als Tripelfuge. Er fügt als Ausklang, Apotheose und Rückkehr zu den Normalsterblichen den Kantatenchoral „Jesus bleibet meine Freude“ in der Klavierbearbeitung von Myra Hess hinzu; gegenwärtig sein allerliebstes Zugabenstück.

Es ist die pure Freude, solches zu hören, es rührt die Gefühle und belebt den Geist. Weil es so natürlich und trotzdem überlegt klingt, nie intellektuell vergrübelt daherkommt, sondern auf eine fröhlich-neugierige Art erfüllend. Das ganz Große wird umrundet und eingekreist, aber ohne einzuknicken bewältigt – so nebenbei und doch immer hellwach. Trifonov gelingt das Paradox, mit aufmerksamer Entspanntheit das Zuhören zu fordern wie zu lenken und es trotzdem nicht in Audioarbeit ausarten, sondern auch zum reinen Genuss werden zu lassen.

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Russische Pianisten und Bach, das ist keine einfache Geschichte, und schon gar keine mit Liebe auf den ersten Tastenanschlag. Da gab es die sachliche Tatjana Nikolajewna (der Schostakowitsch seine Präludien und Fugen zueignete), den eigenwilligen Emil Giles, den souveränen Swjatoslaw Richter mit dem deutschen Vater, der Struktur und Vielschichtigkeit mit Gefühl zu verbinden wusste und – ja? Eben Daniil Trifonov. Der sich jetzt so ehrlich wie einfach auf die Suche nach Bach, dem Menschen hinter dem Mythos, macht – und der die emotionale Seite des Komponisten nicht getrennt sehen will von der geistigen, bis heute die zahlenmystisch-musikwissenschaftlichen Diskurse anregenden Sphäre der höheren Polyfonie.

Eine himmlische Harmonie, eine harmonia celestis, geht von diesem Album aus, es berückt, und es beginnt einen Diskurs. Es spricht durch die so sympathische, dabei grandios bezwungene Zugangsweise und kommuniziert auf eine neue, offene Art. Der schließlich in seinem eigenen Tonmonogramm aufgehende B-A-C-H inmitten der Seinen auf Menschenaugenhöhe: Lebenskunst. Man kann es hörend glauben.

Daniil Trifonov: Bach – The Art of Life. (Deutsche Grammophon)

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