Abū Chālid Yazīd ibn Muʿāwiya ( أبو خالد يزيد بن معاوي)

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Abū Chālid Yazīd ibn Muʿāwiya (arabisch أبو خالد يزيد بن معاوية, DMG Abū Ḫālid Yazīd ibn Muʿāwiya, auch bekannt als Yazid I., * 644; † 11. November 683 in der Nähe von Damaskus) war von 680 bis zu seinem Tode der zweite Umayyaden-Kalif und der erste in diesem Amt, der den Propheten Muhammad nicht mehr persönlich kannte. Mit seinem Herrschaftsantritt etablierte sich im islamischen Reich das dynastische Prinzip.

Arabisch-sassanidische Drachmen des Yazid

Leben

Als Sohn Muʿāwiyas I. und seiner Lieblingsgemahlin Maisūn nahm Yazīd schon 669 an der Belagerung von Konstantinopelteil.

Nach dem Tod seines Vaters wurde Yazīd zum Kalifen erhoben, die Leistung des Treueids erfolgte im Radschab des Jahres 60 (= April 680).^[1] Nach der Regierungsübernahme war er eher am inneren Ausbau des Reiches interessiert. So beließ er die bewährten Statthalter seines Vaters in ihren Ämtern, verstärkte die Grenzbefestigungen und reformierte das Finanzwesen. Besonderes Interesse zeigte er für den Ausbau der Bewässerungsanlagen in der Umgebung seiner Hauptstadt Damaskus.

Allerdings weitete sich die Opposition gegen die von den Umayyaden neu eingeführte Erblichkeit des Kalifats weiter aus. So wurde Yazid I. im Hedschas sowie Teilen des Iraks und Irans nicht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Zwar konnte ein Aufstand der Aliden in Kufa niedergeschlagen und Husain ibn ʿAlī in der Schlacht von Kerbela getötet werden (10. Oktober 680), doch erforderte die Opposition der Sahāba in Medina und Mekka einen Feldzug in den Hedschas. In der Schlacht von al-Harra am 27. Dhū l-Hiddscha 63 (= 27. August 683) fügte Yazīds Feldherr Muslim ibn ʿUqba den Aufständischen in Medina eine vernichtende Niederlage bei.^[2] Nachdem er die Stadt geplündert hatte, zog er nach Mekka weiter, um gegen ʿAbdallāh ibn az-Zubair zu kämpfen. Bei der Belagerung der Stadt wurde auch die Kaaba schwer beschädigt.

Große Eroberungen konnten unter diesen innenpolitischen Umständen nicht erfolgen. Zwar stießen die Muslime unter Uqba ibn Nafi durch den Maghreb bis zum Atlantik vor, doch wurden sie 683 von den Berbern vernichtend geschlagen, sodass sich die Truppen nach Tripolitanien zurückziehen mussten. Auch gegen Byzanz erlitten die Muslime einige Rückschläge, als dieses Rhodos und Zypern zurückeroberte und erneut die Seeherrschaft im Mittelmeer gewann (683).

Yazid I. starb am 11. November 683 in seiner Residenz in Hūwarīn in der Nähe von Damaskus, wo er auch begraben wurde.

Nachwirkungen

Nach Yazids frühem Tod wurde sein Sohn Muʿāwiya II. (683–684) der letzte Sufyaniden-Kalif, bevor Marwan I. (684–685) die Umayyaden-Linie der Marwaniden an die Macht brachte.

Der schnelle Wechsel der Kalifen und der Rückzug der umayyadischen Truppen aus dem Hedschas nach dem Tod Yazids I. führten zur Ausrufung des Gegenkalifen ʿAbdallāh ibn az-Zubair (684–692) und zu einer schweren Krise der umayyadischen Herrschaft.

In schiitischen Überlieferungen und einigen sunnitischen Hadithen aus den Sahih-Sammlungen al-Bucharis und Muslims gilt Yazid I. als einer der verschwenderischsten Herrscher seiner Zeit, dem zudem Tyrannei und Weinanbau vorzuwerfen sei. Angeblich hat er selbst zeit seines Lebens Alkohol getrunken.

Yazīds Sohn Chālid (um 655-704) wird eine alchemistische Schrift zugeschrieben (siehe Morienus).

Literatur

• Al-Masʿūdī: Kitāb at-Tanbīh wa-l-išrāf. Frz. Übersetzung von B. Carra de Vaux. Imprimerie Nationale, Paris, 1896. S. 393–398. Digitalisat
• Gernot Rotter: Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg. (680–692). Steiner, Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-02913-3, (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 45, 3).

Belege

1. Hochspringen↑ Vgl. Al-Masʿūdī: Kitāb at-Tanbīh, S. 393.
2. Hochspringen↑ Vgl. Al-Masʿūdī: Kitāb at-Tanbīh, S. 396.

Vorgänger	Amt	Nachfolger
Muʿāwiya I.	Kalif der Umayyaden  680–683	Muʿāwiya II.